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Er ist wieder da! Wenn mit Staffel 20 die Casting-Show "Deutschland sucht den Superstar" ihr Jubiläum feiert, soll auch ihre prägendste Figur wieder dabei sein: Dieter Bohlen. Der Chef-Juror hatte im Frühjahr 2021 sowohl "DSDS" wie "Das Supertalent" verlassen müssen. Sein ruppiger Ton passte nicht mehr zum neuen RTL Deutschland, das sich Relevanz, Seriosität und Vielfalt auf die bunten Fahnen geschrieben hatte. Dafür konnte das Unternehmen namhafte Journalistinnen und Journalisten wie Jan Hofer und Pinar Atalay von den öffentlich-rechtlichen Sendern abwerben, auch Entertainer Hape Kerkeling gehört seitdem zum neuen, "positiven" RTL.

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Haltungsschaden bei RTL? Für den Sender könnte sich aus dem Bohlen-Comeback **ein großes Image- und Glaubwürdigkeitsproblem ergeben**, meint MEEDIA-Redakteur Thomas Borgböhmer – Illustration: Bertil Brahm

Die Neuausrichtung des Senders und des Unternehmens treiben die RTL-Verantwortlichen seitdem im Gleichschritt voran. "DSDS" war nur ein Baustein. Für Bohlen war daher nach 18 Staffeln Schluss. Das Interesse an "DSDS" hatte nach anfänglich starken Quoten ohnehin spürbar nachgelassen. Vor allem beim jungen Publikum kam das Format immer weniger an. Die RTL-Manager um Henning Tewes sprachen von einer "Frischekur", die mehr Herzblut und Empathie mit sich bringe. Florian Silbereisen, Ilse DeLange und Toby Gad – so sah das Trio aus, das fortan "wieder mehr Lagerfeuermomente für Jung und Alt kreieren" sollte. Das zeigte sich in der aktuellen Staffel: Der Tonfall der Silbereisen-Jury war freundlicher und höflicher als unter Bohlen. Alles wie bestellt.

##### RTL und Bohlen – wohl keine Trennung im Guten

Dass sich RTL und Bohlen damals nicht gerade im Frieden trennten, deutete die Kommunikation an. Über die Neubesetzung der Jurys hieß es nur: "Darüber wurden alle Beteiligten im Vorfeld informiert." Von Bohlen – fast zwei Jahrzehnte das Gesicht von "DSDS" – kein Wort. Weder in der RTL-Mitteilung noch auf seinen sozialen Kanälen. Umso verwunderlicher, dass beide Seiten nun wieder zueinander gefunden haben sollen. Noch im Februar dieses Jahres zeigte sich RTL-Geschäftsführer Henning Tewes [im "DWDL.de"-Interview](https://www.dwdl.de/interviews/86672/wir_sehen_uns_als_innovationstreiber_im_deutschen_fernsehen/) "sehr happy" mit der Jury um Silbereisen. Der Grund? "Weil sich mit der Neupositionierung wieder Talente beworben haben, die 'DSDS' in den Jahren zuvor nicht mehr angezogen hat", so Tewes. Dass Bohlen und Silbereisen in Zukunft gemeinsam am Jury-Tisch sitzen? Kaum vorstellbar, denn beide unterscheiden sich in ihrem Auftreten fundamental.

Nun soll Bohlens Comeback, über das die "Bild" zuerst berichtete und was sich mit MEEDIA-Informationen deckt, das Format aus dem Quoten-Tief holen. Denn auch das muss erwähnt werden: Zwar waren die Zuschauerzahlen unter Bohlen zum Schluss nicht mehr toll, aber eben besser als ohne ihn. Seit seiner Demission ging es für "DSDS" [weiter nach unten](/article/tatort-erneut-mit-mehr-als-9-millionen-zuschauenden-dsds-schwach-wie-nie-a8cf702b0724359a861be96bfabbaee4). MEEDIA-Kollege Jens Schröder konstatierte Anfang April hinsichtlich der Quoten, dass die RTL-Show "erneute historische Minusrekorde" einfahre. 0,37 Millionen Zuschauer bei den 14- bis 49-Jährigen, ein magerer Marktanteil von 5,7 Prozent. Sein Fazit: "'DSDS' wird zu einem immer größeren Problem." Die Casting-Show scheint ohne Dieter Bohlen noch weniger zu funktionieren als mit ihm. Auch weil Bohlen "DSDS" zu einer Personality-Show gemacht hat, zu seiner Personality-Show. Für einen echten Imagewechsel zurück zum Markenkern des Formats, dafür hat der unter Quotendruck geratene Marktführer wohl keine Zeit.

##### Bohlen-Comeback wirkt in der Strategie wie ein Rückschritt

Für RTL Deutschland könnte sich aus dem Bohlen-Comeback aber ein weit größeres Problem entwickeln. Denn die Frage stellt sich: Wie will man die Pop-Titan-Rückkehr der Presse und dem Publikum glaubhaft erklären, ohne die im letzten Jahr groß verkündete Haltung dranzugeben? Das Kommunikations- und Image-Debakel ist schon jetzt perfekt. Man könnte meinen, "Haltung" ist für RTL nur so lange wichtig, wie die Quoten stimmen. Oder zumindest nicht zu deutlich absacken. Das Unternehmen hat die Rückkehr Bohlens bislang weder bestätigt noch dementiert. Ein Statement solle zur gegebenen Zeit folgen, heißt es.

Nun muss eine Rolle rückwärts per se nichts Schlechtes sein: Gute Managerinnen und Manager zeichnet es aus, auf Entwicklungen flexibel zu reagieren und – falls nötig – die Strategie anzupassen. Haltung möchte RTL Deutschland auch woanders zeigen, etwa bei Vox. Ein Beispiel ist das neue Format "Zum Schwarzwälder Hirsch – Eine außergewöhnliche Küchencrew und Tim Mälzer“, in dem Menschen mit Down-Syndrom in einem Restaurant zeigen, was sie mit der notwendigen Unterstützung schaffen können. Das Bohlen-Comeback wirkt da wie ein Rückschritt, ein Scheitern der übergreifenden Strategie ist es aber nicht.

"DSDS", das Anfang des Jahrtausends erstmals ausgestrahlt wurde, hat als Format die besten Zeiten hinter sich. Dass RTL die Sendung vor dem Jubiläumsjahr einstampft, war nicht zu erwarten. Dass der wiederkehrende Dieter Bohlen "DSDS" in neuem alten Glanz erstrahlen lässt, ist allerdings ebensowenig zu erwarten. Die Entscheidung riecht ein wenig nach Verzweiflung.

Bohlen-Comeback bei "DSDS": Haltungsschaden bei RTL?