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Daniel Rosemann hat alle Hände voll zu tun. Seit mehr als einem Jahr verantwortet der langjährige Sendechef von ProSieben zusätzlich den Schwestersender Sat.1. Dabei steht der erfahrenen TV-Manager vor einer Mammutaufgabe. Er soll den Bällchensender endlich aus seiner jahrelangen Reichweiten-Krise steuern.

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Der Programm-Umbau bei ProSieben und Sat.1 ist gewagt, meint **MEEDIA-Redakteur Gregory Lipinski** – Illustration: Bertil Brahm

Rosemann nimmt dafür jetzt massive Einschnitte im Programm beider Sender in Kauf. Dazu wagt er vor allem bei ProSieben eine Zäsur im Sonntagabend-Programm. Statt die Zuschauer in der Primetime weiter - wie jahrelang gewohnt - mit Spielfilmen aus Hollywood vor die Bildschirme zu locken, sollen es jetzt neue Show-Formate richten. Dazu schickt er Promis rund um den Globus, die in fernen Ländern skurrile Aufgaben lösen sollen. ProSieben-Zuschauer, die weiterhin Spielfilme schauen wollen, schickt er zu Sat.1. Oder gleich zu Streaming-Diensten.

Rosemann will zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Er plant durch den Umbau nicht nur die Zuschauerzahlen bei Sat.1 zu steigern, er hofft auch gleichzeitig darauf, dass die neuen Show-Formate bei ProSieben die gewohnten Quoten einspielen. Ob er mit den neuen TV-Formaten aber den Geschmack des Publikums trifft, ist nicht garantiert. Die ProSieben-Vermarktung dürfte vorerst zittern, ob der neue Programmkurs aufgeht. Während die Blockbuster jahrelang als sicherer Reichweitenbringer galten, müssen die neuen Show-Formate erst einmal nachhaltige Reichweitenerfolge bei den Werbetreibenden vorweisen. Zudem ist das Vermarktungsgeschäft ohnehin schon sehr angespannt, denn das Werbeumfeld steht wegen der steigenden Inflation massiv unter Druck.

Auch bei Sat 1 ist der jetzt eingeschlagene Kurswechsel riskant. Im Nachmittags-Programm mottet der Senderchef hier alle Scripted-Reality-Formate ein – darunter „Lenßen ermittelt“ und „Auf Streife“. An die Stelle tritt eine dreistündige Live-Sendung namens „Volles Haus! Sat.1 Live“. Sie soll mit Nachrichtenblöcken und Beiträgen aus aller Welt ein täglicher Begleiter für die Zuschauer werden und damit wie eine Verlängerung des erfolgreichen Frühstücks-Fernsehens wirken.

Aber mit diesem Konzept vergrault Rosemann möglicherweise angestammte Sat.1-Zuschauer, die sich nach Büroschluss auf ihre geliebte Dosis Reality-TV freuen. Sie könnten nun zum Konkurrenten RTL wechseln, der das Genre mit neuen Gerichts-Shows – unter anderem mit der bekannten TV-Richterin Barbara Salesch – gerade wieder belebt. Ob der jetzt bei den Screenforce Days vorgestellte Programm-Umbau Sat.1 aus dem Quoten-Tief hilft, bleibt also abzuwarten. Klappt das nicht, muss Rosemann möglicherweise bald noch stärkere Umbaumaßnahmen vornehmen.

Warum der Programmumbau von Daniel Rosemann so riskant ist