MEEDIA

Big Tech Weekly

Gibt es ein Leben ohne **Google**? Ich glaube: Es wäre nicht nur sinnlos, sondern auch ziemlich unmöglich. Natürlich: Es gibt bei der Internetsuche theoretische Alternativen in Form von Bing oder DuckDuckGo – allein: wer verwendet sie?  Seit ungefähr zwei Jahrzehnten suchen zumindest die Älteren von uns im Internet über Google. Der Vorgang ist so selbstverständlich wie Zähneputzen. Google *ist* das Internet, vielleicht sogar mehr als **Facebook** oder **Amazon**.

Interessanterweise ist Google trotz seiner Megapräsenz bis heute ein Phantom, das ziemlich gut durch die tumultartigen Jahre der Trump-Ära inklusive der aufziehenden Kartellbedrohung gekommen ist, obwohl es die Internetsuche noch monopolartiger dominiert als Facebook das Social Media-Segment oder Amazon das E-Commerce-Geschäft.  
  
Google polarisiert zudem nicht ansatzweise so stark wie **Apple**, Facebook oder Amazon, sondern fliegt seit beträchtlicher Zeit ziemlich unbemerkt unter dem GAFA-Radar. Man kann sagen, dass es dem auch schon 23 Jahre alten Internetpionier, dessen Holding-Mutter Alphabet sich vor sechs Jahren tatsächlich für 36 Stunden als wertvollster Konzern der Welt fühlen durfte, bestens bekommen ist.

Aktionäre blicken auf eine 100-Prozent-Rallye seit den Corona-Tiefs im vergangenen März zurück und haben seit Jahresbeginn auch schon wieder Aufschläge von 30 Prozent verbucht. Damit ist Alphabet der beste Performer unter den GAFAMs –  vor Microsoft (+16 Prozent) und Facebook (+13 Prozent).

Dabei ist Google bei genauer Betrachtung weiter das One-Trick-Pony, das Mutterkonzern Alphabet vergangene Woche erstmals zu einem Börsenwert von mehr als 1,5 Billionen Dollar verholfen hat. Noch immer bestreitet Alphabet 73 Prozent seiner Umsätze und den Löwenanteil seiner Gewinne durch das bei Google beheimatete Werbegeschäft. Der Rest in der komplexen Konzernstruktur ist mal schmückendes (Hardware-Verkäufe wie die Pixel-Smartphones oder Smartspeaker Google Home, gebündelt in „Google Other“), mal boomendes (die Google Cloud), mal kostspieliges Beiwerk (die viel zitierten Moonshots wie die Elektroautosparte Waymo).    
  
Wohl und Wehe der Alphabet-Bilanz sind die vielleicht meistbeachteten drei Worte der Wall Street: accelerated revenue growth  – auf Deutsch: das beschleunigte Umsatzwachstum. Im jüngsten Quartal konnte der Internetdino einen dynamischen Erlöszuwachs von 23 Prozent präsentieren, während Alphabet im Vorjahreszeitraum noch nur um 17 Prozent gewachsen war. Die Vorzeichen, dass das beschleunigte Umsatzwachstum auch im abgelaufenen ersten Quartal angehalten hat, [stehen nicht schlecht](https://www.fool.com/investing/2021/04/13/alphabet-earnings-revenue-growth-may-accelerate/).  
  
Maßgeblichen Anteil daran hat auch eine mittlerweile schon 15 Jahre alte Unternehmenstochter, die erst in den vergangenen Jahren zu vollem Glanz erstrahlt ist: **YouTube**. Das Videoportal wird für Alphabet zu einem immer größeren Umsatztreiber. Das 2006 für lediglich 1,6 Milliarden Dollar erworbene Start-up konnte im vierten Quartal 2020 bereits 6,88 Milliarden Dollar durch Werbung erlösen – ein sattes Plus von 46 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, als YouTube noch 4,7 Milliarden Dollar eingefahren hatte.

Im Gesamtjahr 2020 erlöste YouTube durch Werbung bereits knapp 20 Milliarden Dollar und war damit schon für 12 Prozent der gesamten Konzernumsätze von Alphabet verantwortlich. Tatsächlich geht YouTube als großer Gewinner aus der Pandemie hervor. Wie der Marktforscher [Pew Research Center herausgearbeitet hat](https://www.cnbc.com/2021/04/07/youtube-is-social-medias-big-winner-during-the-pandemic.html), legte die Nutzung unter erwachsenen Amerikanern von 73 auf 81 Prozent zu; kein anderes Social Network konnte in den USA im vergangenen Jahr einen stärkeren Nutzungszuwachs verbuchen.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">NEW: YouTube saw the most significant growth of any social media app among American users during the pandemic, according to Pew Research Center. <a href="https://t.co/jWSZYTW5hC">https://t.co/jWSZYTW5hC</a></p>&mdash; NBC News Business (@NBCNewsBusiness) <a href="https://twitter.com/NBCNewsBusiness/status/1379866362542166020?ref_src=twsrc%5Etfw">April 7, 2021</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Lohn des unerwarteten Wachstums in der Gesamtheit von Google: Die beiden Mitgründer Larry Page und Sergey Brin, die im operativen Geschäft heute offiziell nur noch eine Nebenrolle spielen, sind in die absolute Champions League der Superreichen aufgestiegen. Brin und Page verfügen beide nunmehr über [ein Vermögen von mehr als 100 Milliarden Dollar](https://www.businessinsider.de/international/google-larry-page-sergey-brin-net-worth-billionaire-wealth-bloomberg-2021-4?r=US&IR=T) – und werden damit nur noch von Amazon-CEO Jeff Bezos, Tesla-CEO Elon Musk, dem Microsoft-Gründer Bill Gates, LVMH-CEO Bernard Arnault, Facebook-Gründer Mark Zuckerberg und Investmentlegende Warren Buffett übertroffen. So lässt es sich leben – erst recht abseits der großen Schlagzeilen, die Elon Musk, Jeff Bezos und Mark Zuckerberg Woche für Woche produzieren…

##### **+++ Short Tech Reads+++**

**[CNBC](https://www.cnbc.com/2021/04/12/microsoft-hunts-for-big-acquisitions-as-antitrust-spotlight-on-rivals.html): Während die Kartellrechtsbehörden auf GAFA schauen, schlägt Microsoft bei Übernahmen zu**

Der Nächste, bitte: Mal eben schlanke 20 Milliarden Dollar legt Microsoft für Nuance hin, einen Anbieter von Spracherkennungssoftware. Es ist die zweitgrößte Übernahme der Firmenhistorie – nach LinkedIn, für das der Softwareriese 2016 26 Milliarden Dollar überwies.

**[WSJ](https://www.wsj.com/articles/how-a-2-8-billion-fine-added-40-billion-to-alibaba-11618224483): Alibaba muss 2,8 Milliarden Dollar Strafe zahlen, gewinnt aber 50 Milliarden an Börsenwert**

Seit vergangenem Herbst ist Chinas langjährige E-Commerce-Eins bei der Regierung in Peking überraschend in Ungnade gefallen. Erst wurde der Börsengang der Tochter Ant Financial, der das wertvollste IPO in der Börsengeschichte geworden wäre, buchstäblich in letzter Minute abgesagt, dann folgten immer neue Maßregelungen von Wettbewerbshütern.  
  
Neuste Eskalation: Eine Rekordstrafe von 2,8 Milliarden Dollar. Anleger jedoch reagieren wie so oft an den Kapitalmärkten: Gute Nachrichten werden abverkauft, schlechte indes gefeiert, denn der Worst Case scheint eingepreist. Reaktion der Börse: Die in den vergangenen Monaten gebeutelte Alibaba-Aktie verteuert sich auf einen Schlag um 9 Prozent, der nach Tencent zweitwertvollste Konzern Chinas gewinnt 50 Milliarden Dollar an Börsenwert.

**[CNBC:](https://www.cnbc.com/2021/04/13/coinbase-reference-price-250-ahead-of-direct-listing.html)** **Coinbase zum Börsendebüt mit über 65 Milliarden Dollar bewertet**

Es ist das wohl in diesen Tagen heißeste Unternehmen der Welt: Coinbase. Allein im ersten Quartal konnte das acht Jahre alte Unternehmen aus dem Silicon Valley seinen Umsatz auf 1,8 Milliarden Dollar verneunfachen. Der Nettogewinn explodierte  von gerade 32 Millionen Dollar im Vorjahreszeitraum auf nunmehr 730 bis 800 Millionen Dollar.  
  
Heute folgt nun der seit Monaten mit Hochspannung erwartete Börsengang per Direktlisting zu einem Referenzkurs von 250 Dollar. Coinbase wird an der Technologiebörse Nasdaq unter dem Tickersymbol COIN notiert Alles deutet darauf hin, dass Coinbase beim Handelsdebüt die Markterwartungen deutlich übertreffen dürfte, denn die Kursindikation unmittelbar vor dem Handelsstart lag bereits bei 340 Dollar.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">The indication is that Coinbase is going to open at $340/share, which would be approximately $90 billion market cap</p>&mdash; Pomp ? (@APompliano) <a href="https://twitter.com/APompliano/status/1382338829240184834?ref_src=twsrc%5Etfw">April 14, 2021</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

  
Aus dem Stand würde die Kryptobörse auf diesem Niveau mit 90 Milliarden Dollar bewertet – und damit mit einem Aufschlag von knapp 40 Prozent gegenüber dem fairen Wert, der im Vorfeld des IPOs bei 65 Milliarden Dollar gehen wurde. Randnotiz: Es war der bislang größte Börsengang des Jahres – mit Abstand.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="de" dir="ltr">Liftoff, we have a liftoff! <a href="https://twitter.com/hashtag/Coinbase?src=hash&amp;ref_src=twsrc%5Etfw">#Coinbase</a> ist an der <a href="https://twitter.com/hashtag/Nasdaq?src=hash&amp;ref_src=twsrc%5Etfw">#Nasdaq</a> gelistet und legt ein Monsterdebüt hin. Die <a href="https://twitter.com/search?q=%24COIN&amp;src=ctag&amp;ref_src=twsrc%5Etfw">$COIN</a>-Aktien wurden mit einem Referenzkurs von 250 Dollar gelistet – und schießen sofort auf 415 Dollar. Auf diesem Niveau ist Coinbase deutlich über 100 Milliarden Dollar wert. <a href="https://t.co/wexbiIL1Il">pic.twitter.com/wexbiIL1Il</a></p>&mdash; Nils Jacobsen (@crackr) <a href="https://twitter.com/crackr/status/1382388181685915648?ref_src=twsrc%5Etfw">April 14, 2021</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

##### **+++ One more Thing: Denkt Apple Smart Home endlich neu?**

Was haben Sie eigentlich in Ihrem Wohnzimmer stehen – an Tech-Produkten, natürlich? Da ist natürlich der Fernseher, der seit den 70er-Jahren eigentlich nur an der Hardware verbessert wurde. Seit einem guten Jahrzehnt haben sich Set-Top-Boxen als Trojanische Pferde der GAFAs im Wohnzimmer breitgemacht: Apple TV machte den Anfang, Amazons Fire TV und Googles Chromecast folgten. Dann kamen die Smartspeaker: Amazons Echo, Google Home und Apples HomePod.  
  
Der wertvollste Konzern der Welt, der die Eroberung des Fernsehens vor 15 Jahren in Gestalt von Steve Jobs als „Hobby“ ausgerufen hatte, wirkt beim Wettrennen um das Wohnzimmer erstaunlich passiv. Apple TV ist immer noch eine 200 Euro teure Streaming-Büchse, deren Funktionalität inzwischen bereits kostenlos in SmartTV verbaut wird, während der HomePod drauf und dran ist, als Jahrzehntflop in die Apple-Annalen einzugehen. ([Mir gefällt er trotzdem](/article/warum-apple-und-co-2021-zu-boersenverlierern-mutieren-e66260fa6994771c040b6df43a69b5fc).)

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">News story: Apple is working on a new flagship smart home device — a combo Apple TV box and HomePod with a camera. Plus, a a HomePod with an iPad attached by robotic arm, similar to the Amazon Echo Show, also being explored. <a href="https://t.co/vhwLbVLkt8">https://t.co/vhwLbVLkt8</a></p>&mdash; Mark Gurman (@markgurman) <a href="https://twitter.com/markgurman/status/1381605670496051209?ref_src=twsrc%5Etfw">April 12, 2021</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Höchste Zeit also für einen totalen Neustart der Smart Home-Bemühungen, die Wunderkind Reporter Mark Gurman bei Bloomberg zum Wochenbeginn [ausgemacht haben will](https://www.bloomberg.com/news/articles/2021-04-12/apple-working-on-combined-tv-box-speaker-to-revive-home-efforts). Apple könnte an einem neuen Smart Home-Gerät arbeiten, das eine Kombination aus Apple TV, HomePod und iPad-Display sein könnte! Man stelle sich also einen HomePod vor, der, natürlich, für einen guten Sound sorgt, während im Inneren die Apple TV-Technologie für den digitalen Fernsehgenuss verbaut ist. Bonus: Ein Touchscreen wie beim iPad könnte für leichte Bedienbarkeit sorgen, eine Kamera für FaceTime-Videochats, die wiederum auf dem TV-Bildschirm erscheinen könnten.  
  
Haben-Wollen-Faktor: 100 Prozent – her damit! Das Wohnzimmer schreit nach Disruption von Apple! Realitätscheck: Vermutlich 10 bis 20 Prozent Wahrscheinlichkeit, denn wie auch Steve Jobs betont Tim Cook immer wieder ein Mantra: Bevor sich der iKonzern für ein “One more Thing“ entscheidet, fliegen 99 andere Konzepte raus. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Fokus auf iGlasses und das Apple Car (und natürlich das Kerngschäft) zu groß ist – und das Hobby Smart Home zu margenschwach ist.  
  
Wie es im Leben so oft geht: Was nicht oberste Priorität besitzt, wird immer wieder verschoben – manchmal ein Leben lang. Sicher ist dagegen: In der kommenden Woche steigt das nächste Apple-Event – mutmaßlich mit neuen iPad Pros.

Bis dahin – Cheers!

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">Apple officially announces Spring Loaded event for April 20th <a href="https://t.co/tTa5EDOu6u">https://t.co/tTa5EDOu6u</a> <a href="https://t.co/aKq2izCpDm">pic.twitter.com/aKq2izCpDm</a></p>&mdash; The Verge (@verge) <a href="https://twitter.com/verge/status/1382002753086574599?ref_src=twsrc%5Etfw">April 13, 2021</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Google: Der unsichtbare GAFA-Superstar läuft 2021 allen davon