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Macher:innen

*Bei 5 Fragen nach 100 Tagen stellen wir Persönlichkeiten aus der Branche, die einen neuen Job oder ein neues Amt übernommen haben, Fragen, wie sie sich eingelebt haben, was sie bereits umsetzen konnten und was sie womöglich so nicht erwartet haben. In dieser Ausgabe: Jeannette Gusko, gemeinsam mit David Schraven [seit Herbst 2022 Co-Geschäftsführerin bei "Correctiv"](/macher/jeannette-gusko-ist-neue-co-geschaeftsfuehrerin-bei-correctiv-50cf1dea3f54c069f2c968a140654750). Zuvor war sie Gründungsgeschäftsführerin DACH der Spendenplattform GoFundMe.*

**Wie sind Ihre Eindrücke vom neuen Verantwortungsbereich?**

Das Team bei "Correctiv" ist exzellent, zukunftsgewandt und verantwortungsvoll. Vieles wird möglich gemacht, auch über Umwege und mit geringem Ego. Bei "Correctiv" stehen die Menschen, für die wir arbeiten, immer im Mittelpunkt. Ich könnte mir derzeit keinen besseren Ort und kein im besten Sinne anspruchsvolleres Team vorstellen, mit dem ich gern arbeiten würde.

**Was konnten Sie in den ersten 100 Tagen bereits erfolgreich umsetzen, was gelang nicht?**

"Correctiv" ist eine höchst innovative und flexible Organisation. Wir sind seit unserer Gründung dafür bekannt, journalistische Innovationen mit Substanz zu etablieren – seien es investigative Recherchen, die erste Faktencheck-Redaktion des Landes oder unsere Initiativen für kostenfreie Medienbildung für alle Bürgerinnen und Bürger. Mein Fokus für die ersten 100 Tage ist, gut zuzuhören und in die Perspektiven der Kolleginnen und Kollegen einzutauchen. Mein Blick von außen ist wertvoll, weil ich die großen, einfachen W-Fragen stelle.

Gerade weil ich als Managing Director insbesondere die strategische Geschäftsfeldentwicklung sowie die interne Organisationsentwicklung verantworte, wäre es fahrlässig, im landläufigen Sinne sofort umzusetzen. Ich fokussiere vielmehr darauf, die Organisation über ihre Rituale, Prozesse und Kultur zu verstehen, anstatt meine Annahmen zu übertragen. Das war vertrauensbildend und lief so gut, dass wir weitere interne Initiativen anstoßen konnten: So überarbeiten wir zum Beispiel unsere Meetingstruktur, stellen unsere Formatentwicklung nachhaltiger auf und nehmen unsere Technologieentwicklung stärker in den Blick – für mehr Klarheit, Wertschätzung und Wertschöpfung.

**An welchen Themen arbeiten Sie momentan?**

David Schraven, der Gründer von "Correctiv", und ich führen die Organisation als Doppelspitze: Wir schärfen hier kontinuierlich unsere Zusammenarbeit, Entscheidungsfindung sowie die interne Kommunikation. Wir sind jetzt über 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an sechs Standorten – dieses neue Kapitel erfordert eine klare Organisationsentwicklung sowie Strategieakzentuierung in das neue Jahr hinein. Inhaltlich sehen wir den Klimawandel sowie die fortschreitende soziale Spaltung als große, alles durchziehende Linien und wollen uns künftig stärker auf lokale Gemeinschaften vor Ort sowie Europa konzentrieren. "Correctiv" war schon immer eine sehr zugängliche und durchlässige Organisation als Teil der deutschen Zivilgesellschaft. Wir hinterfragen uns ständig, wie wir noch mehr Chancen ermöglichen und Barrieren wegschaffen können.

**Welche Aufgaben sehen Sie langfristig als Ihre größten Herausforderungen?**

Unsere Community sowie unsere Unterstützerinnen und Unterstützer erwarten mehr Orientierung und Kontextualisierung in dieser Zeit der überlappenden Schocks. Es ist unsere Mission und unser täglicher Anspruch, systematische Missstände offenzulegen und allen Bürgerinnen und Bürgern informierte Entscheidungen zu ermöglichen. Hierfür stärken wir neben unserer redaktionellen Arbeit vor allem auch unsere Angebote zur kostenfreien, zugänglichen Medienbildung wie die Reporterfabrik, die Bürgerakademie, unsere Jugendredaktion "Salon5" oder mit unserem Kurs gegen Desinformation.

[*Leseempfehlung für Dich: Wer steckt hinter Salon5 und was hat die Jugendredaktion vor? Ein Besuch in Bottrop (+)*](/publisher/correctiv-jugendredaktion-salon5-die-bewegung-aus-bottrop-54fd8ce85ff403c95699a2aeefada63d)

Wir werden jedoch immer nur so gut wirken können, wie wir resiliente Strukturen und Prozesse für unser Team realisieren. Für mich bedeutet das, mittelfristig echte Vielfalt mit all ihren Widersprüchen anzustreben sowie eine nachhaltige Finanzierung sicherzustellen.

**Was war Ihre wichtigste neue Erkenntnis?**

Dass Journalismus, der lediglich über Menschen berichtet, der Vergangenheit angehört. Journalismus muss jetzt mit Menschen sprechen, gemeinsam mit ihnen auf Augenhöhe gestalten und stützt so unsere Demokratie.

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*Hier geht es zur Übersicht mit allen Ausgaben der Rubrik „5 Fragen nach 100 Tagen“.*

*th*

"Correctiv"-Co-Chefin: "Ich stelle die großen, einfachen W-Fragen"