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Im Netz, und damit meine ich: auf Twitter, gab es viel Gewese um den "Freitag Salon". Das ist eine Live-Radio-Sendung bei Radio eins, in der "Freitag"Verleger Jakob Augstein mit einem Gast spricht. Am vergangenen Montag (der Salon heißt nach der Wochenzeitung "Freitag", die irritierenderweise donnerstags erscheint) war [die ukrainische Schriftstellerin Tanja Maljartschuk zu Gast](https://www.radioeins.de/programm/sendungen/sendungen/353/2210/221017_radioeins_und_freitag_salon_18588.html). Sehr feinsinnig ging es in diesem Salon nicht zu. Das Gespräch entgleiste auf spektakuläre Weise von Beginn an. Maljartschuk eröffnete den Talk mit der Einlassung, dass sie gewarnt worden sei, sich mit Augstein einzulassen. Augstein führte das Gespräch dann laut vielen Beobachtern/Zuhörern empathielos, arrogant, mansplaining-mäßig, bulldozerhaft. Dass Maljartschuk hundertprozentig hinter der militärischen Verteidigung der Ukraine stand, triggerte Augstein hörbar. Auf dem Höhepunkt dieses Anti-Gespräches, erklärte er ihr, dass er als Ende der 60er-Jahre in den Kalten Krieg Geborener durchaus so etwas wie ein Kriegstrauma und Angst vor Krieg habe. **Das war schon mehr als ein Hauch Welzer, der da mitschwang** und übel im Raum hing. Maljartschuk ließ das alles über sich ergehen. Am Ende klaffte der Dissens und es herrschte tiefe Verständnislosigkeit für den jeweils anderen. Es lohnt sich gerade deswegen, die Sendung anzuhören. Selten hört man ein medial verwertetes Gespräch, das so offensiv destruktiv geführt wird. Es ist wie ein Auto-Unfall, bei dem man nicht aufhören kann zu gaffen, weil die Fahrzeuge auf so spektakulär bizarre Art und Weise ineinander verkeilt sind.

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Darüber, dass die Autorin und "Spiegel"-Kolumnistin Margarete Stokowski vielleicht nicht die schlauste Wahl als Testimonial für die neue Impfkampagne von Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist, wurde schon einiges geschrieben. Nicht die schlauste Wahl, weil Stokowski - obwohl jung und dreifach geimpft - sich trotzdem mit Covid-19 infizierte und dann auch noch Long Covid entwickelte. Shit happens. Sie ist damit medizinisch ein seltener Fall. Wenn man das Kommunikationsziel haben sollte, Leute vom Sinn einer Impfung zu überzeugen, dann ist ein solcher Outlier eben keine gute Wahl. Darüber schrieb auch Andrej Reisin bei "Übermedien" in einem differenzierten Text, der Stokowski sehr wohlwollend behandelte. Die Überschrift zum Text, die auch via Instagram verbreitet wurde, lautete zunächst "Die falsche Zeugin". Eine treffende Überschrift, möchte man meinen. In den Kommentaren brach dann ein Shitstörmchen über "Ü-Medien" herein, u.a. mit unflätigen Beschimpfungen durch einen gewissen Mario Sixtus (**"Überschrift-Tankwagen voll Arschloch-Sprit" usw.**). Bei "Übermedien" löschte man den Insta-Post und ersetzte ihn durch eine neuen. Entschuldigungen unter Post und Artikel inklusive. Die neue Überschrift lautet nun "[Keine gute Idee](https://uebermedien.de/77598/bpk-impfkampagne-lauterbach-stokowski-keine-gute-idee/)". Aus der ursprünglichen Überschrift habe sich ein "persönlicher Angriff" herauslesen lassen, was nicht beabsichtigt gewesen sei. Das glaube ich sofort, dass das nicht beabsichtigt war. Ich finde sogar, dass es ein gewisses Maß an Unterstellungswillen bedarf, um aus der ersten Überschrift einen "persönlichen Angriff" herauszulesen. War dann die Änderung der Überschrift eine "gute Idee"?

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="de" dir="ltr">Jetzt alles neu: <a href="https://t.co/EWUbzYL6Dr">pic.twitter.com/EWUbzYL6Dr</a></p>&mdash; Jan David Sutthoff (@jdsutthoff) <a href="https://twitter.com/jdsutthoff/status/1583037010671173632?ref_src=twsrc%5Etfw">October 20, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

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Eigentlich wollte ich an dieser Stelle auf diese witzige Aktion der britischen Zeitung "Daily Star" hinweisen, die per Video dokumentierte, was länger durchhält: ein Salatkopf oder Liz Truss. Nun wissen wir ja alle, dass der Salatkopf gewonnen hat. Deutsche Medien kriegen sich gar nicht mehr ein vor Begeisterung über den Salatkopf. Sie sind halt witzig, die Briten.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="zxx" dir="ltr"><a href="https://t.co/JPFjXdMxqf">pic.twitter.com/JPFjXdMxqf</a></p>&mdash; No Context Brits (@NoContextBrits) <a href="https://twitter.com/NoContextBrits/status/1583082893605097472?ref_src=twsrc%5Etfw">October 20, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Inspiriert war die Aktion wohl vom "[Economist](https://www.economist.com/leaders/2022/10/11/liz-truss-has-made-britain-a-riskier-bet-for-bond-investors)", der Frau Truss bescheinigte, ihre Steuerreform-Pläne hätten in etwa die Lebenszeit eines Kopfsalats: "That is roughly the shelf-life of a lettuce."

Im Zuge des Tohuwabohus bei den Briten kam dann auch ARD-London-Korrespondentin Annette Dittert zu internationalem Reporter-Ruhm, indem sie einen Tory-Abgeordneten zitierte: **"I'm fucking furious and I don't fucking care anymore."** Der Ausschnitt aus der "Tagesschau" wurde vor allem im englischen Sprachraum amüsiert herumgereicht.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">German TV news on what is happening in British politics is amazing. No need to understand German, watch to the end <a href="https://t.co/RFPnD1iOFF">pic.twitter.com/RFPnD1iOFF</a></p>&mdash; Ben Phillips (@benphillips76) <a href="https://twitter.com/benphillips76/status/1583068995527200768?ref_src=twsrc%5Etfw">October 20, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

Dort hörte man nur das f\*ing Fluchen raus, ohne zu verstehen, dass sie jemanden zitiert.

<blockquote class="twitter-tweet" data-width="500" data-dnt="true"><p lang="en" dir="ltr">So I finally made into the Mail. Thanks to all those lovely people who made this clip go viral and just one thing that needs to be clarified: I didn’t swear myself, I just quoted a Tory in despair. <a href="https://t.co/eeAvdFEed3">pic.twitter.com/eeAvdFEed3</a></p>&mdash; Annette Dittert (@annettedittert) <a href="https://twitter.com/annettedittert/status/1583350636850348032?ref_src=twsrc%5Etfw">October 21, 2022</a></blockquote><script async src="https://platform.twitter.com/widgets.js" charset="utf-8"></script>

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Da ging es bei den Medientagen München diese Woche beschaulicher zu. Wobei das Motto "More relevant than ever" schon ein bisschen wie der Versuch einer Auto-Suggestion wirkte. Wirklich relevant war immerhin der Besuch von Wladimir Klitschko zum Auftakt. Nix gegen Sebastian Pufpaff - aber ob der nun wirklich die beste Wahl als Klitschko-Interviewer war? Mir blieb von dem Mediengipfel vor allem im Kopf, wie eifrig Wolfgang Link von ProSiebenSat.1 in der ersten Reihe nickte, als ihm der Bayern-Chef Markus Söder von der Bühne herunter quasi versprach, dass das Land in Treue fest eine Übernahme der Sendergruppe durch die Berlusconis zu verhindern versucht. **Wenn's grad passt, wird Staatsferne offenbar nicht so geschätzt.**

Schönes Wochenende!

PS: Der Podcast "Die Medien-Woche" ist diesmal eine Interview-Folge. Christian Meier spricht mit Morten Strunge und Sebastian Romanus von der Audio-Plattform Podimo. Danach machen wir mit dem Podcast eine kleine Herbstpause und melden uns Mitte November zurück!

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Augstein vs. Maljartschuk - ein Gespräch wie ein Autounfall