Nur Diversity auf die Verpackung schreiben reicht nicht
Medienunternehmen schreiben sich vielfach das Label Diversity auf die Flagge, aber was steckt wirklich drin in dieser Verpackung? Nur divers zu tun wird nicht reichen.
Die Abkürzung DPV steht eigentlich für den Deutschen Presse Verband. In diesem Jahr hätte DPV für die drei großen Fixsterne, an denen kein Medienhaus 2021 vorbeikam, stehen können: Digital, Podcast und Vielfalt. Genau in dieser Kombi haben einige Medienmarken Podcasts auf digitale Plattformen gestellt und irgendwer mit ethnisch diversem Hintergrund durfte mitmischen. Oft stellte sich dabei die Frage: Ist das echt? Ein digital-diverser Podcast-Anstrich ist in etwa so geschmackvoll wie Zigaretten zum Nikolaustag. Schmeckt schlecht und besteht größtenteils aus heißer Luft.
In Audiotheken von Mainstream-Medien findet man zwar hin und wieder eine Handvoll Podcasts zum Thema Vielfalt. Aber meist geht es um Diversität an sich. Fragen wie: “Was bedeutet Diversität für ein Unternehmen?” oder “Welchen Effekt hat Diversität?” Beiträge zu anderen Themen werden überwiegend nicht divers behandelt. Dabei sollte Diversity genau das sein. Ein anschauliches Beispiel war die Bundestagswahl. Bei mir sind zwei Dinge hängengeblieben: Der Bundestag soll vielfältig wie nie sein und mit den Grünen ziehen zwei Transgender-Personen in das Parlament ein. Das zu benennen ist nett, aber nicht divers. Tessa Ganserer und Nyke Slawik in einen Politiktalk einzuladen, um über Politik (und nicht ihre Geschlechteridentität) zu sprechen, wäre doch ein guter Schritt.