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Das muss man erst einmal sacken lassen: Die Gruner+Jahr-Marke "Geo" macht für die Baumarktkette Toom ein Nachhaltigkeits-Heftchen, das für einen Euro in Baumärkten verramscht wird. In der dazugehörigen Pressemitteilung ist die Rede davon, dass dies Teil der "Nachhaltigkeitsstrategie" von "Geo" ist. Einfach nur Geschäfte zu machen, ist unmodern. Man muss dabei immer auch ein bisschen die Welt retten. Dafür bekommt die Leserschaft dann Tipps an die Hand wie "Fenster richtig abdichten" und beim Kühlschrankkauf bitte auf die Energie-Effizienzklasse achten. Wie vielen Toom-Kunden das beim Einkauf von Rindenmulch den zusätzlichen Euro wert ist, muss sich zeigen. Die Print-Umsätze werden natürlich gespendet, für die Weltenrettung dürfte es mutmaßlich nicht ausreichen.

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Bei G+J wurde es schon vor vielen Jahren versäumt, sich auf die kommende Digitalisierung und ein geändertes Medien-Nutzungsverhalten einzustellen, meint **MEEDIA-Chefredakteur Stefan Winterbauer** – Illustration: Bertil Brahm

Kurz kann man darüber nachdenken, was der langjährige "Geo"-Chefredakteur Peter-Matthias Gaede zu dem Projekt gesagt hätte. Man kann es sich denken. Kritiker hatten bei der großen Fusion von G+J und RTL Deutschland befürchtet, dass der TV-Sender den früher mal stolzen Verlag einfach schlucken würde. So scheint es nun zu kommen. Die Zeitschriftenmarken mit einer gewissen Rest-Strahlkraft werden zu TV-Formaten gemacht oder für Content-Marketing eingespannt. Was mit kleineren Print-Titeln passiert, wird man sehen. MBOs oder Einstellen wären Möglichkeiten.

Ein Zeichen der neuen Zeit ist auch, dass der Fernsehmann Dirk Steffens vom ZDF als neues "Geo"-Gesicht zu RTL rübermacht. "Geo" ist in der neuen Denke nicht mehr die große Reportage-Zeitschrift. "Geo" ist, genau wie "Stern", "Brigitte" und alle anderen, eine Marke. Die wird diversifiziert und auf Rendite hin optimiert so gut es eben geht. Der "Terra X"-Mann Steffens als "Geo"-Mann bei RTL – das passt auch zur Strategie des Hauses, sich in Inhalt und Anmutung den öffentlich-rechtlichen Sendern anzunähern. Denn die älteren ARD und ZDF-Zuschauer schauen wenigstens noch lineares Fernsehen.

Das kann man beweinen oder als Medienwandel abheften. Bei G+J wurde es schlichtweg schon vor vielen Jahren versäumt, sich auf die kommende Digitalisierung und ein geändertes Medien-Nutzungsverhalten einzustellen. Und die Komplett-Übernahme durch Bertelsmann tat dem Verlagshaus auch nicht wirklich gut. Im TV-Reich Bertelsmann spielte das Magazinhaus Gruner + Jahr stets nur eine zweite Geige.

Nun knirscht es also. Vor allem natürlich in der "Stern"-Redaktion. Co-Chefredakteur Florian Gless macht sich auf und davon. Der neue "Stern"-Marken-Kopf Gregor Peter Schmitz soll irgendwie den Auflagenverfall stoppen oder wenigstens ein bisschen bremsen und die Marke bei "Markus Lanz" vertreten ([MEEDIA berichtete](/article/gps-und-die-gross-baustelle-stern-f59dc44b0de45615eeb3250671a2fe83)). Beim Fußvolk fürchtet man unterdessen Spar-Maßnahmen. In dieser Gemengelage Motivation und Aufbruchstimmung für das Rabe-Projekt "nationaler Medienchampion" zu erzeugen, ist sehr, sehr schwierig.

Die Assilimations-Schmerzen auf Gruner-Seite sind für die Konzernspitze möglicherweise lästig aber nicht weiter strategiebedrohend. Für CEO Thomas Rabe und Stephan Schäfer ist nicht von Bedeutung, wie die Stimmung in der "Stern"-Redaktion ist oder wie man mit der Marke "Geo" respektvoll umgeht. Für die Spitze zählt, dass die alten Print-Marken irgendwie rentabel gemacht werden müssen. Und wenn das nicht mit klassischem Journalismus geht, versucht man es halt anders. Nicht nur der Name Gruner + Jahr wird über kurz oder lang verschwinden.

RTL-Assimilations-Schmerzen bei Gruner + Jahr