Jan Böhmermann und die Verachtung für arbeitende Menschen
ZDF-Chef-Satiriker Jan Böhmermann hat dem "Stern" ein großes Interview gegeben, das viele Fragezeichen hinterlässt. Der MDR hat ein Klima-Kleber-Video manipuliert und viral geschickt. Und Springer wird in der Spotify-Produktion "Boys Club" als Zentrale des absolut Bösen dargestellt. Der MEEDIA-Wochenrückblick.
Gregor Peter Schmitz macht einfach den interessantesten "Stern" seit ziemlich langer Zeit. Nur halt schade, dass das bisher auf die Auflage keinen großen Einfluss hat. Diese Woche hat er schon wieder eine Titelstory, die auch in Medienhausen aufhorchen lässt. Nach dem "Quer-Denker" Mathias Döpfner neulich hat der "Stern" mit dem "Moralapostel" Jan Böhmermann erneut eine polarisierende Medienfigur auf dem Cover. Anders als Döpfner dürfte Böhmermann auch dem "normalen" "Stern"-Leser ein Begriff sein. Die Zeile macht neugierig, das Gespräch mit Böhmermann soll "stundenlang" gewesen sein. Nach Lektüre war ich dann aber doch unterwältigt. Hannes Roß und Stephan Maus schaffen es in dem langen Stück nicht ein einziges Mal, die doch substanzielle Kritik an einigen "ZDF Magazin Royale"-Recherchen anzusprechen. Da wäre zuvorderst die Böhmermann-Vernichtung des CSU-Politikers Christian Schmidt zu nennen, der "Hoher Repräsentant der Staatengemeinschaft" in Bosnien ist. Die "FAZ" hat die begründet wirkende Kritik an dem Stück unter der Überschrift "Recherche mit dem Vorschlaghammer" lesenswert aufgearbeitet. Oder warum kein Wort im Interview zur Causa Kliemann? Die Böhmermann-Truppe deckte auf, dass der Influencer Fynn Kliemann mit Geschäftspartnern während der Pandemie Schmu mit Masken betrieben hat. Das war eine weithin beachtete Enthüllung, die Kliemanns öffentliche Existenz quasi zerstörte. Am Ende blieb von den Betrugsvorwürfen so gut wie nichts übrig. Da hätte man gerne mal gelesen, was Böhmermann heute dazu sagt. Stattdessen privates Geplänkel, wie dass er als Kind in seinem Zimmer Lieder aus "Miss Saigon" gesungen hat oder Quatsch-Fragen wie "Wie queer fühlen Sie sich?" und Dialoge wie dieser: