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Mein schlimmster Job

Im Frühjahr 2011 wechsle ich die Agentur, um als Berater Lamborghini zu betreuen. Der Hammer – auch als HVV-Abonnent und ohne Faible für Sonderfarben. Direkt das erste Projekt ist eine Markenkampagne und für mich ein Grund, dem Kunden im feinsten Italienglisch zu vermitteln, dass das neue Team den echten Spirit und Sprit der Geburtsstätte Sant’Agata Bolognese (hm, Bolognese) atmen müsse.

Und so liegen vor dem Team und mir zwei Tage Italien: Besichtigung von Bologna, Lamborghini Museum, Designzentrum, Probefahrten und gutes Essen. In Wirklichkeit erwartet das Team (kurzfristig durch die Geschäftsführung geändert in Geschäftsführung und Strategie – klar) und mich ein rekordverdächtiges Schneechaos, auf das weder Italien noch unsere Garderobe eingestellt ist. Nach zwei Stunden Stadtführung durch meterhohen Schnee brechen wir ab. Der Flughafen Bologna ist mittlerweile geschlossen.

Die Lösung: Mietwagen und ab nach Venedig, wo der Flughafen noch geöffnet ist. Denken sich aber auch hunderte andere Menschen, sodass das einzig verbliebene und mietbare Fahrzeug ein Renault Twingo ist. Statt des wilden Stieres mit 740 PS – dann halt der treue Franzose mit 74 PS.

In der Tiefgarage lachen die Sixt-Mitarbeiter Tränen, als sie drei Werbern dabei zusehen, wie sie versuchen, Schneeketten an einem Twingo anzubringen. Ohne dürfen wir aber nun mal nicht auf die Autobahn. Kaum haben wir die Autobahnauffahrt sowie die strengen Blicke der Carabinieri passiert, kann die Flucht nach vorne beginnen.

Zehn Minuten lang, bis die lockere Schneekette rechts den Kotflügel auf- und den Seitenspiegel abreist. Also auf dem Seitenstreifen bei laufendem Motor und Nase im Schatten vorbei rasender LKW wieder die Ketten abmontieren – und weiter.

Kurz nach Boarding-Beginn fahren wir in Venedig auf die Flughafeneinfahrt. Zeit für den Geschäftsführer, das Auto auf der Straße anzuhalten, sich seine Tasche zu schnappen und mit einem „Viel Glück” wie Starsky über die Motorhaube zu rutschen, um noch den Flieger zu erwischen. Wir übrigen zwei fliegen dann halt vier Stunden später, liegen dafür aber die kommenden zwei Wochen mit schwerer Grippe flach. Boom.

Learning: Zieh dich immer warm an, denn auf Businessreisen kann alles passieren. Ach, und der Chef fliegt Business. Immer.

***Colin Garbers** ist Co-Gründer von Hello Nasty in Hamburg, einer jüngst gestarteten Agentur für Marketingkonzepte auf Basis neuer Technologien.*

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*Auch schon mal dem Grauen ins Gesicht geschaut? Schreiben Sie uns: **meinschlimmsterjob@meedia.de***

Der 74-PS-Lamborghini