MEEDIA

Mein schlimmster Job

Juni 2012, während der Fußball-EM: Tendenziell eine Pitch-ungünstige Zeit, aber es bot sich eine schöne Option für ein interessantes Business – also voll motiviert auf diesen Termin hingearbeitet. Briefing, Rebriefing-Call, Strategie-Abstimmung, Rehearsal … und mit einem sehr guten Gefühl von München ab ins Frankenland.

Alles mit gut Zeit geplant, um die Energie auf den Pitch zu fokussieren. Nach dem ersten Kaffee im Bistro holt dann ein Kollege die „SZ“ raus und verschluckt sich fast am Kaffee, da über ein Last-Minute-Trikot-Sponsoring des Unternehmens berichtet wird, zu dem wir gerade unterwegs sind. Außerdem schreibt die Zeitung über die Höhe des Engagements, welches ähnlich zum Etat erschien, um den es in unserem Pitch gehen sollte.

Unsere Stimmung blieb positiv, da solche Deals meist nicht kurzerhand vollstreckt werden und unsere Pitchphase schon ein Weilchen lief. Insofern kann es ja durchaus sein, dass der Kunde diese Idee schon länger verfolgt hat. Nach gut drei Stunden Zug- und finaler Taxifahrt angekommen und nochmals gesammelt, um das Ding nach Hause zu holen – und sich dann auf der Rückfahrt entspannt auf das Halbfinale Deutschland gegen Italien einzustimmen.

Im Meeting-Raum saß ein sichtlich blasser Marketingleiter. Der Small-Talk wurde abgekürzt, und er konfrontierte uns direkt mit der Tatsache, dass sein Budget abhandengekommen war und er nun statt einer Kampagne Banden- und Trikotwerbung machen durfte. Aber weil wir nun mal da waren, könnten wir auch trotzdem präsentieren. Äh ja – Okay! Nachdem nach 45 Minuten die Themen rund um das Trikotsponsoring vorbei waren, ging es also in die offensichtlich sinnlose Präsentation.

Wir haben das Beste gegeben und es gab eine wirklich fruchtbare Diskussion, die nur leider nicht zielführend, aber zunehmend zeitfressend wurde. In Anbetracht der Sinnlosigkeit des Termins in Verbindung mit schlechten Bahnverbindungen wurden wir nervös. Irgendwann war es vorbei und der nächste Zug mit einer Wartezeit von einer Stunde verbunden. Kurzerhand entschieden wir, den eh verkorksten Tag nicht noch weiter zu vermiesen. Also Taxi bestellt und dem Fahrer die Aufgabe gegeben, in einer unmöglichen Zeit zum HBF nach Nürnberg zu fahren, um zumindest das Ende der ersten Halbzeit sicherzustellen. Er schaffte es.

Der geneigte Leser mag sich erinnern, dass Deutschland wegen Balotelli 2:1 verlor – und damit war der Tag perfekt imperfekt!

***Jens Merheim** ist Inhaber der Hamburger Beratung Manage Media GmbH.*

---

*Auch schon mal dem Grauen ins Gesicht geschaut? Schreiben Sie uns: **meinschlimmsterjob@meedia.de***

Pitchen um Nichts