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Jahrelang galt das Prinzip: Soziale Netzwerke sind quasi kostenlos für die Nutzer und damit vor allem werbefinanziert. Dass die Werbungtreibenden sich aber auch einfach mal ganz unvermittelt und unerwartet zurückziehen, musste zum Beispiel Facebook (Meta) in den vergangenen Jahren erleben. **Auf einmal sind plötzlich vor allem die großen Marken mit hohen Budgets, wie Coca-Cola & Co., weg.** Sie wollen sich als verantwortungsvolle Marke präsentieren und fürchten einen Image-Schaden. Irgendwann kehren dann die Marken zwar wieder zurück, doch so eine Pause hinterlässt finanzielle Spuren.

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Sich vor allem auf die Einnahmen von Werbekunden zu verlassen, ist riskant, meint MEEDIA-Redakteurin **Ulrike App**. Illustration: Bertil Brahm

Kein Wunder also, dass der neue starke Mann bei Twitter, Elon Musk, sofort die Werbekunden in einem Schreiben adressiert. Das Versprechen: Die Plattform Twitter bleibe für sie attraktiv. Musk dürfte gewusst haben, dass Werbungtreibende gern schnell auf die “Werbepause” drücken. Zu den ersten Pausierern gehört der US-Automobilkonzern General Motors (GM). So hat das Netzwerk IPG Mediabrands laut Medienberichten den Kunden geraten, ihre Werbung auf Twitter zumindest kurz auszusetzen. Grund dafür seien Vertrauens- und Sicherheitsbedenken unter der Führung des neuen Besitzers Elon Musk, berichten US-Medien. Oftmals sind das nur Muskelspiele, um der Plattform zu zeigen, dass Brand Safety eben wichtig ist. Bei Twitter sollen aktuell 90 Prozent der Einnahmen von Werbekunden kommen.

**Sich vor allem auf Werbungtreibende zu verlassen, ist also riskant.** Einige Plattformen trauen sich, die Nutzer zur Kasse zu bitten. Den Anfang haben hier vor allem die Karriere-Netzwerke gemacht, die ohne Premiumvariante nur bedingt nutzbar sind. Das ist letztendlich nur konsequent. Sukzessive ziehen weitere Player nach. Nutzer können sich beispielsweise Snapchat Plus gönnen. Abos bringen eben auch Geld ein. Das Versprechen: Hier bekommt man ein verbessertes Erlebnis und ist etwas besonderes. Musk hat auf Twitter mit den Nutzern diskutiert, wo denn die preislichen Schmerzgrenzen für ein Twitter-Abo liegen. Klar ist: Es wird immer User geben, die kein Geld für Twitter ausgeben wollen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Menschen, die sich drei Video-Streaming-Abos leisten.

Bei Elon Musks Unternehmen heißt das Abo Twitter Blue und wurde bereits in einigen Märkten getestet. Jetzt ist klar: In den USA soll es für acht US-Dollar im Monat dazu auch den Verifikations-Haken, der bisher kostenlos war, geben. Das kündigte der Twitter-Eigentümer an. Ein weiterer Ansatz: Musk will gemeinsam mit Medienpartnern den Blue-Nutzern Zugang zu journalistischen Inhalten ermöglichen, die sonst hinter Paywalls stehen.

Abokunden bekommen auch weniger Werbung ausgespielt, so das Versprechen. Musk sprach von der Hälfte. Ob die noch unausgegorenen Abo-Pläne des Milliardärs tatsächlich Früchte tragen, wird man sehen. Grundsätzlich ist es aber höchste Zeit, dass Social Media Plattformen unabhängiger von Werbe-Einnahmen werden.

Ein Abo-Modell für Twitter ist überfällig