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Gelegentlich stellt sich der geneigte Marketer die Frage, ob YouTube wirklich ein Social Network ist, wie es von vielen Experten eingeordnet wird. Ja, man findet neue Inhalte oft durch die „Vernetzung“ mit anderen Nutzern oder Creators, aber ansonsten ist das Kommunikationsniveau eher mau, verglich mit zum Beispiel Twitch.

Die gleiche Frage hat TikTok für sich eindeutig beantwortet: „Wir sind kein Social Network. Die Menschen kommen nicht, um miteinander zu chatten, sie kommen, um sich unterhalten zu lassen“, sagte Melissa Yang, Chefin des Partnerprogramms bei TikTok, im Rahmen der Veranstaltung Programmatic I/O.

Und diese Form der Unterhaltung muss nicht unbedingt kostenlos bleiben. [Vor zwei Wochen stellte TikTok die Live-Subscription vor](https://newsroom.tiktok.com/en-us/live-subscription-invite-only). Der Creator kann bestimmte Inhalte als zahlungspflichtig markieren. Wie genau der Anbieter dieses Abo einsetzet, bleibt ihm selbst überlassen. Er kann Live-Content weiterhin kostenlos streamen, aber nur Abonnenten Zugang zum Chat ermöglichen. Abonnenten erkennt man an einem eigenen Badge und daran, dass sie Zugriff auf spezielle Emojis bekommen, die der Creator entwirft.

So ein bisschen ist die Live-Subscription ein Gegenentwurf zu NFTs. Sie stellen eine moderne Form des Customer Relationship Management dar, denn welche weiteren Leistungen der Creator oder seine Werbepartner den Abonnenten noch zur Verfügung stellt, bleibt offen.

Aber abgesehen von der Kundenbindung ist das Format vor allem für eines geeignet: Paid Content. Und was sollte die großen Studios daran hindern, die nächste Staffel ihrer Top-Serie nicht nur bei Apple, Google, Amazon und Netflix anzubieten, sondern auch gleich noch bei TikTok. Nur zur Erinnerung: TikTok könnte 2022 auf 1,5 Mrd. User anwachsen, so die App-Analysten von App Annie. Und eigenen Angaben zufolge verbringen die Nutzer durchschnittlich neunzig Minuten pro Tag auf der Plattform.

[Den Anfang macht ein eher kleineres Studio namens Pearpop aus Los Angeles.](https://www.hollywoodreporter.com/business/digital/tiktok-live-pearpop-1235157948/) Im Oktober 2020 war das Unternehmen als Influencer-Agentur mit dem Schwerpunkt TikTok gestartet, inzwischen hat man sich zu einer Plattform entwickelt, auf der vor allem Kooperationen zwischen unterschiedlichen Creators sowie zwischen Creators und Marken in Formate umgesetzt werden. Hinter Pearpop steht [Guy Oseary](https://de.wikipedia.org/wiki/Guy_Oseary), ein Schwergewicht der kalifornischen Unterhaltungsszene. Als Plattenproduzent hat der gebürtige Israeli unter anderem The Prodigy und Alanis Morissette groß gemacht. Heute betreut er Madonna und U2. Und mit Ashton Kutcher und Ronald Burkle gründete er A-Grade-Investments mit Beteiligungen an Spotify und Uber.

Eines der Formate von Pearpop ist „Finding Jericho“. [Protagonist ist Jericho Mencke](https://www.tiktok.com/@jercho1), der 1,9 Millionen Follower auf TikTok hat. Seine Spezialität: Klamauk. Die Miniserie "Finding Jericho" besteht aus acht Folgen, die jeden Dienstag "ausgestrahlt" werden. Der geneigte TikTok-Zuschauer wird mit fünf Dollar zur Kasse gebeten.

Die Öffnung gegenüber Bezahlinhalten ist ein spannender Schritt für die erfolgreiche, chinesische App. Schon längst hat sie einen festen Platz in der Customer Journey der Onlinekäufer gefunden. Der Hashtag #TikTokMadeMeBuyIt wurde bereits elf Mrd. mal aufgerufen. Kraft Foods hat sogar ein eigenes Produkt aus den Vorgaben der TikTok-Community produziert.

Das alles „riecht“ ein wenig nach WeChat, der All-Inclusive-Plattform der Chinesen. Mit einem Unterschied: Dort gehen die Nutzer auch hin, um zu chatten.

TikTok startet mit bezahlten Abo-Formaten