MEEDIA

Publisher

Seit RTL Group-CEO Thomas Rabe große Teile des ehemaligen Gruner + Jahr-Zeitschriften-Portfolios zum Verkauf gestellt hat, brodelt die Gerüchteküche. Mal werden Gespräche des zu Bertelsmann gehörenden TV-Konzerns RTL mit dem Hamburger Zeitschriftenhaus Klambt kolportiert, die an Teilen der „Brigitte“-Gruppe großes Interesse zeigen sollen, mal machen Gespräche mit der Bauer Media Group über diverse Titel des G+J-Portfolios die Runde. Fragt man bei RTL nach, erntet man hier ein hartes Dementi. „Die Überprüfung des Titelportfolios läuft noch, es gibt keine Verkaufsgespräche“, erklärt ein RTL-Sprecher. Bauer zeigt aber offenbar Interesse an dem G + J-Portfolio, wiegelt aber ebenfalls Gespräche ab. „Es gibt aktuell keine Gespräche zwischen Bertelsmann, RTL und der Bauer Media Group. Grundsätzlich sind wir immer an Gesprächen im gesamten Markt interessiert und prüfen entsprechend spannende Angebote und unterschiedliche Möglichkeiten“, so eine Sprecherin gegenüber MEEDIA. Klambt hingegen will die Marktgerüchte nicht kommentieren.

Noch ist offenbar unklar, von welchen Titeln sich der TV-Konzern trennen will. Hier will sich RTL noch bis zum Jahresende Zeit nehmen. In Kreisen von Bertelsmann wird allerdings kolportiert, dass RTL-Group-Chef Thomas Rabe längst potenzielle Verkaufsobjekte ausgemacht hätte. Der gebürtige Luxemburger hatte Ende September bekannt gegeben, dass er nur solche Magazine aus dem einstigen G+J-Portfolio behalten will, die „wirklich synergetisch“ zum Fernsehunternehmen passen. Als Grund für seinen Teil-Ausverkauf gab er das wirtschaftliche Umfeld an, dass sich durch den Krieg gegen die Ukraine massiv verschlechtert hat. So drücken gestiegenen Energiekosten und wachsende Papierpreise massiv auf die Rendite der Titel. Zugleich vermiest die hohe Inflation die Konsumlaune der Verbraucher und belastet den Verkauf.

##### Spiegel-Mitarbeiter-KG steht parat

In den Reigen der vielen Spekulationen tauchte nun auch die Frage auf, ob auch die Beteiligung von Bertelsmann am Hamburger „Spiegel“-Verlag in den Strudel der G + J-Verkäufe geraten könnte. Mit der Übernahme des Hamburger Verlags durch RTL Anfang 2022 gingen auch die Anteile an der Spiegel-Gruppe in Höhe von 25 Prozent auf das Kölner Unternehmen über (Details auf [Seite 5 des RTL-Group-Geschäftsberichts](https://company.rtl.com/export/sites/rtlunited/.galleries/downloads/financial_results/H1-2022/2022.08-RTL-Group-Interim-Results-Report.pdf)). Dazu hatte gestern der Branchendienst „Horizont“ vielerlei Überlegungen veröffentlicht. Fragt man hierzu in Gütersloh nach, bekommt man ein klares Statement. „Bertelsmann plant nicht, sich von der Beteiligung zu trennen“, sagt ein Firmensprecher gegenüber MEEDIA. Damit laufen auch Avancen der „Spiegel“-Mitarbeiter-KG ins Leere, den Anteil zu übernehmen, falls die in der RM Holding gehaltene „Spiegel“-Beteiligung in einem anderen Konstrukt aufgehen sollte, etwa in der RTL-Gruppe. Dann hätten die Mitarbeiter-KG wie auch die Erben von Spiegel-Gründer Rudolf Augstein die Chance, ihre Vorkaufsrechte auszuüben und könnten die „Spiegel“-Beteiligung von Bertelsmann übernehmen. „In diesem Fall stünde die Mitarbeiter KG bereit und wäre gewappnet“, zitiert „Horizont“ Carsten Türke, derzeit Vorsitzender der gewählten fünfköpfigen Geschäftsführung der KG.

Marktgerüchte kursieren nach dem Statement von Rabe zum Verkauf der G + J-Magazine über die Beteiligung der RM Holding an der DDV Mediengruppe, zu der die „Sächsische Zeitung“ gehört. Angeblich sollen die Gütersloher hierzu bereits bei mehreren Verlagshäusern vorgefühlt haben, ob sie diese an dem Anteil Interesse zeigen. Diese hätten jedoch abgewunken, heißt es. Fragt man hier bei Bertelsmann nach, erklärt ein Sprecher: „Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir uns zu Spekulationen dieser Art nicht äußern.“ Die SPD-Medienholding DDVG, die ein Vorkaufsrecht über die Bertelsmann-Beteiligung hätte, wiegelt hingegen deutlich ab. „Die DDVG arbeitet gut mit RM (vormals G+J) zusammen. Wir verfügen über keine Kenntnisse, wonach seitens des Mehrheitsgesellschafters ein Verkaufsprozess gestartet wurde“, erklärt DDVG-Geschäftsführer Matthias Linnekugel gegenüber MEEDIA.

Bertelsmann-Chef Thomas Rabe will an „Spiegel“-Beteiligung festhalten