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Die dunkle NS-Vergangenheit von Henri Nannen – Gründer, Chefredakteur und bis 1983 Herausgeber des Wochentitels „Stern“ – ist seit Jahren bekannt. Als Mitglied einer Propaganda-Einheit der SS, die den Namen „Südstern“ trug, sollte er auf Befehl Adolf Hitlers alliierte Soldaten beeinflussen, die in Italien heranrückten. Dazu zählten auch abscheuliche antisemitische Flugblätter, die durch einen Beitrag des NDR jetzt wieder ins Rampenlicht gerückt wurden.

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RTL sollte unter das Thema Henri Nannen einen Schlussstrich ziehen, meint **MEEDIA-Redakteur Gregory Lipinski** – Illustration: Bertil Brahm

Wohl um einem Shitstorm in den sozialen Netzwerken zu entgehen, preschte der neue Chefredakteur Gregor Peter Schmitz vor und kündigt an, dass die „Stern“-Redaktion in den nächsten Wochen prüfen und entscheiden will, ob der Name Nannen im Impressum bleiben soll und wie es mit dem Nannen Preis und der Nannen Schule weitergeht. Dabei erinnert das Vorgehen an "Spiegel"-Chefredakteur Steffen Klusmann, der vor vier Jahren in der Affäre um den Skandal-Reporter Claas Relotius geschickt die Flucht nach vorn antrat. Damit machte der Klusmann in der Öffentlichkeit eine gute Figur und schaffte es, einen schweren Imageschaden von dem Nachrichtenmagazin abzuwenden. 

Auch wenn die Fälle Relotius und Nannen natürlich nicht vergleichbar sind – jetzt wäre auch für den neuen „Stern“-Chefredakteur Schmitz ein idealer Zeitpunkt, um sich vom Magazin-Gründer Henri Nannen loszusagen. Streicht er den Namen aus dem „Stern“-Impressum und der Journalistenschule, könnte er die für den Kölner Fernsehkonzern RTL wichtige Medienmarke vor einem weiteren Rufschaden retten. Ansonsten ist in Zukunft immer wieder mit Berichten und hässlichen Details aus der Vergangenheit zu rechnen. Wichtig wäre es aber, schnell zu reagieren. Denn die Verleihung des renommierten Nannen Preises naht am 22. Juni. Zieht RTL nicht schnell einen Schlussstrich, droht die Verleihung zum Fiasko zu werden. Preisträger öffentlich vom Namensgeber Nannen distanzieren, wie es in der Vergangenheit schon einmal der ausgezeichneten Journalist Jacob Appelbaum tat.

Für RTL besteht zudem die Gefahr, dass das Image-Problem auf den Sender abfärbt, wenn die Diskussionen um Nannen nicht schnell beendet wird. Das werden die beiden RTL-Co-Chefs Stephan Schäfer und Matthias Dang wohl kaum riskieren wollen. Daher sollten alle Beteiligten die jetzige Debatte nutzen, um sich von Nannen als Namensgeber endgültig zu distanzieren. Der Schritt ist längst überfällig.

RTL sollte sich vom „Stern“-Gründer Henri Nannen lossagen