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Bin ich froh, dass ich kein Publisher bin, sondern nur für einen arbeite. Eigentlich schien es doch so, als hätte die Branche das Thema DSGVO im Griff. Groß war das Stöhnen 2019, als die Marketer und Publisher merkten, dass sie die Verordnung von 2018 nun tatsächlich umsetzen sollten. Sie durchforsteten ihre Websites, Kooperationsverträge und Mediapläne, um Transparenz in das Setup zu bekommen und die Partnerschaften auf ihre Vertrauenswürdigkeit zu prüfen.

[Alles, was Sie über Consent-Gate wissen müssen](/article/alles-was-sie-ueber-consent-gate-wissen-muessen-5cda35f9738413f84e3b0acab9901206)

Und jetzt: Alles auf Anfang. Wer beim Transparency and Consent Framework (TCF) mitspielen will, muss eine Liste der vertrauenswürdigen Partner im TCF-Netzwerk erstellen. Und wie soll das gehen? Wer weiß schon, mit wem andere Publisher zusammenarbeiten? Die Auditing-Struktur, die nötig ist, um die Guten ins Töpfchen und die Schlechten ins Kröpfchen sortieren zu können, entsteht gerade erst.

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Die deutsche AdTech-Szene hat eine eine Chance verpasst, meint **MEEDIA-Redakteur Frank Puscher** – Illustration: Bertil Brahm

Bis das steht, arbeiten *alle* Publisher mit Consent-Erklärungen, die die Pixel nicht wert sind, auf denen sie angezeigt werden. Und wer irgendwo in der Datenschutzerklärung noch das Unwort des frühen Jahres – "Google Analytics" – stehen hat, der sollte gleich umschulen. Theaterpädagoge an Waldorfschulen kann auch ein schöner Job sein.

Was mich als Publisher aber richtig aufregen würde, ist, dass die gesamte Branche wahlweise mit weit aufgerissenen Augen oder dem Kopf tief im Sand diesem Abgrund entgegen getrudelt ist. Dass Consent-Banner niemanden aufklären, wissen wir längst. Dass die USA ein unsicheres Drittland sind, hat uns Herr Schrems im Juli 2020 erklärt. Dass Targetingsysteme, bei denen keiner wirklich weiß, wer Zugriff auf die Daten hat, den Datenschutz auf den Plan rufen, war so vorhersehbar, wie dass Bayern wieder Meister wird. Die DSGVO hat jedermann zum Datenschützer gemacht und die Aktivisten nehmen die Rolle liebend gerne an.

Die deutsche AdTech-Szene hat es versäumt, hier neue Standards zu setzen. Keine Marke der Welt kann auf den europäischen Markt verzichten und man hätte die Spielregeln von hier aus bestimmen und passende Lösungen anbieten können. Die Lücke, die Consent-Gate und das Analytics-Debakel gerade reißen, sind einmalig. Darauf hat Europa gewartet. Aber wer ist da, der die Lücken schließt? Ausgerechnet die NetID-Allianz? Vielleicht. Doch längst ist offensichtlich, dass die ID-Mechaniken als nächstes unter dem eisernen Hammer der DSGVO zermalmt werden.

Aber man kann diesen Kommentar nicht beenden, ohne die beiden anderen Parteien zu brandmarken, die ebenfalls versagt haben. Welch ein Vertrauensverlust in die Verbände ist entstanden, die eine Lösung empfahlen, die so viel Nachbesserungsbedarf zeigt. Und wie miserabel muss die oft zitierte Zusammenarbeit zwischen dem IAB und den europäischen Datenschützern gewesen sein, wenn die gefundene Lösung mit einem juristischen Handstreich vom Tisch gewischt wird.

Sie lesen ein gewisses Entsetzen in meinen Zeilen? Sie lesen richtig.

Consent-Gate: nichts geht mehr