Wie sich das Datenmarketing selbst kaputt macht
Eine neue Studie mehrerer Universitäten zeigt, dass Websites und Werbesysteme massiv User-Daten ohne Zustimmung abgreifen. Unter den Angeklagten finden sich auch populäre Medienseiten und scheinbar integre technische Dienstleister.
Es ist wie beim aktuellen Klimabericht: Eigentlich hätte es einen riesigen Aufschrei in der Branche geben müssen, aber der fand nicht statt. Das mag daran liegen, dass die Autoren der Studie den so harmlos anmutenden Titel wählten: „Löchrige Formulare“. Die „Zeit“ interpretierte das Thema mit: „Ich sehe, was Du eintippst“. Solche Headlines verraten nicht wirklich, was die Studie herausgefunden hat. Möglicherweise liegt das mangelnde Medienecho aber auch darin begründet, dass die Medien selbst betroffen sind. Pssst.
Worum geht es: Forscher der Universitäten von Leuven (BE), Lausanne (SUI) und Radboud (NL) haben herausgefunden, dass zahlreiche Websites bereits dann Daten speichern und an Dritte übertragen, wenn der User noch gar keiner Übertragung zugestimmt hat. Das gilt vor allem dann – und daher der Titel – wenn der User Daten in ein Formular eingibt, dieses aber nicht abschickt. Man kennt das vom E-Commerce: Man bekommt eine Erinnerungsmail vom Shop-Betreiber, in der auf den versehentlich stehen gelassenen Warenkorb hingewiesen wird. Doch woher hat der Shop eigentlich die Mailadresse?